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Neu in Düsseldorf: Fräser putzt verstopfte Arterien in den Beinen frei
Düsseldorf, 30.3.2017 - In Düsseldorf gibt es jetzt für Patienten der Schaufensterkrankheit eine neue Behandlungsmethode, die Rotationsthrombektomie. Mit einem neuen Fräser, dem sog. Jetstream entfernen die Radiologen im EVK Düsseldorf unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Thomas Lauenstein gefährliche Ablagerungen in den Arterien. Der Jetstream wird über die Leiste in die verstopfte Arterie eingeführt und fräst dort mit einem Minibohrer die durch Kalkablagerungen entstandenen Engstellen weg. Prof. Dr. Thomas Lauenstein: ”Die neue Behandlungsmethode ist für unsere Patienten schonender als andere Verfahren und verspricht eine dauerhafte Durchlässigkeit der Arterien. Mich hat die Therapie mit dem Jetstream von Anfang an begeistert, deshalb habe ich sie nach Düsseldorf ins EVK geholt. In den letzten Wochen haben wir bereits sehr gute Ergebnisse erzielt und viele zufriedene Patienten nach Hause entlassen können, die wieder beschwerdefrei gehen können!”
Die neue Therapie ergänzt in Düsseldorf das bestehende Behandlungsangebot für Patienten, die an der Durchblutungsstörung der Arterien in den Beinen (Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) erkrankt sind. Über 4,5 Millionen Deutsche leiden an der Schaufensterkrankheit. Die Krankheit hat ihren Namen den Zwangspausen der Betroffenen zu verdanken: plötzlich starke Schmerzen in den Beinen zwingen sie ständig zu Gehpausen, so dass ihr Gang wie ein Schaufensterbummel aussieht.
Bei der Erkennung und Behandlung der tückischen Volkskrankheit arbeiten im Innenstadtkrankenhaus an der Kirchfeldstraße die Klinik für Radiologie eng mit dem Gefäßzentrum am EVK zusammen. Werner Weber (71) ist von seinem Arzt in das Gefäßzentrum am EVK überwiesen worden. Dr. Sabine Gerth, die im EVK das Gefäßzentrum leitet, ist erste Anlaufstelle für sämtliche Erkrankungen der Gefäße. Die erfahrene Gefäßchirurgin begleitet den gesamten Prozess, ihr Team kümmert sich anfangs um die Diagnose, sie persönlich steht auch im OP, wenn die Erkrankung eine Bypassoperation am Bein notwendig macht.
Um eine Schaufensterkrankheit zu erkennen, werden im Gefäßzentrum zuerst mittels Ultraschall die Druckwerte im Bein gemessen, dann mit den Werten im Arm verglichen. Weichen diese stark voneinander ab, so werden Leiste, Kniegelenke und Füße auf Engstellen hin abgetastet. Wenn äußerlich keine Veränderung sichtbar ist, erhärtet sich der Verdacht auf eine Ablagerung von sog. Plaques, Fett- und Eiweißbestandteile und Bindegewebe an den Gefäßgewänden der Arterien. Gewissheit über eine periphere arterielle Verschlusskrankheit geben bildgebende Verfahren der Radiologen, entweder eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). Die Bilder zeigen sehr genau, an welchen Stellen im Bein das Blut nicht mehr fließen kann.
Im EVK tagt mindestens einmal pro Woche die Gefäßkonferenz. Sie besteht aus dem Team der Gefäßchirurgen und dem der Radiologen. Jede Patientin, jeder Patient wird anhand der Befunde und Bilder ausführlich besprochen. Gemeinsam überlegen Gefäßchirurgen und Radiologen, welche Therapie am erfolgversprechendsten ist. Manchen Patienten wird zunächst eine konservative Therapie empfohlen: sie erhalten Blutdruck- und Cholesterinsenkende sowie blutverdünnende Medikamente, ihnen wird gegebenenfalls nahegelegt, nicht mehr zu rauchen, abzunehmen und Sport zu treiben. Je nachdem wie lange die verengte Strecke in einer Arterie ist oder ob es viele kleine enge Abschnitte hintereinander sind, empfehlen die Experten einen minimalinvasiven Eingriff mit dem Katheter in der Angiographie der Radiologen. Bisher gab es die Möglichkeit, eine Engstelle mit einem Ballon zu weiten oder einen Stent als künstlichen Weg einzubauen.
Neu ist nun die Jetstream-Technik. Sie eignet sich am besten bei Veränderungen der Oberschenkelarterien. Die Spitze des Katheters ist hier mit kleinen rotierenden Messern ausgestattet, sie fräsen die Verkalkungen in der Arterie weg. Ein Auffangkorb sammelt die gefrästen Teilchen auf, so dass nichts in der Arterie zurückbleibt und die Gefahr einer Embolie gebannt wird. Der Eingriff wird die gesamte Zeit unter Röntgenkontrolle überwacht. Patienten merken von dem Eingriff wenig. Unter lokaler Betäubung wird der Katheter über die Leistenarterie vorsichtig zu der betroffenen Stelle geschoben. Nach dem Eingriff bleiben die Patienten zur Kontrolle ein paar Tage im Krankenhaus.
Einigen Patienten bleibt jedoch eine Bypassoperation als einzige Alternative, um ein Bein (vor einer Amputation) zu retten. Hierbei wird ein verschlossener Bereich über eine längere Strecke überbrückt. Dabei wird eine eigene Vene benutzt oder spezielles Kunststoffmaterial benutzt. Patienten der Schaufensterkrankheit haben ein erhöhtes Risiko, nach einer erfolgreichen Behandlung an anderer Stelle wieder an einem arteriellen Verschluss im Bein zu erkranken. Das Risiko nimmt mit dem Alter zu, Männer sind häufiger als Frauen davon betroffen. Neben erblichen Faktoren ist es vor allem der gesunde Lebensstil, der vor weiteren Erkrankungen schützt. Rauchen, Übergewicht und fehlende Bewegung führen dazu, dass Arterien verkalken. Lange Zeit verläuft die Schaufensterkrankheit beschwerdefrei, Schmerzen in den Beinen können erste Boten sein. Es lohnt sich, sie ernst zu nehmen und abzuklären, ob die Ursache verengte Arterien sind.
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