Kopf-Hals-Tumorzentrum

Die Behandlung von Tumoren an Kopf und Hals ist besonders anspruchsvoll. Neben dem Entfernen des Tumors und der Erhaltung oder Wiederherstellung wichtiger Funktionen steht für uns auch die Ästhetik im Vordergrund.

Diagnostik + Therapie

Früherkennung

Die Früherkennung von bösartigen Tumoren im Hals- Nasen und Ohrenbereich hängt sehr von der Lage der Tumoren und dem Erkennen von typischen Beschwerden ab. Die Heiserkeit beim Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) oder Schluckbeschwerden beim Karzinom des Rachens führen Patienten meistens zu einem niedergelassenen HNO-Arzt. Durch die gute Kooperation mit den niedergelassen Kollegen werden uns Patienten kurzfristig zur Mitbeurteilung und -behandlung vorgestellt. Die Panendoskopie (Spiegelung der Luftröhre, Speisenröhre, Kehlkopf, Rachen sowie Mundhöhle), die bei Auffälligkeiten anschließend durchgeführt wird, dient der Früherkennung einer möglichen Tumorerkrankung. Daher ist es von besonderer Bedeutung, dass Symptome rechtzeitig wahrgenommen und fachärztlich abgeklärt werden.

Diagnostik

Zur Diagnostik einer Tumorerkrankung im HNO-Bereich stehen neben den modernsten endoskopischen Untersuchungstechniken auch alle erforderlichen bildgebenden Verfahren wie Ultraschalldiagnostik, Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) zur Verfügung. In Einzelfällen werden auch Positronen-Emissionstomographie mit CT oder Szintigraphien durchgeführt.

Therapie

Tumorkonferenz
Der Therapieansatz hängt von der Art, Größe und Ort des Tumors ab. Auch spielen Alter und allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten eine wichtige Rolle. Das für unsere Patienten individuell abgestimmte Therapiekonzept wird in einer interdisziplinären Tumorkonferenz eingehend besprochen. Wir orientieren uns an den aktuellen Leitlinien und bekannten Studien und legen so die jeweils beste Therapiemöglichkeit fest. Neben der HNO-Klinik nehmen Vertreter der Radiologie, Onkologie, Strahlentherapie, Epithetik, Palliativmedizin, Seelsorge, Pathologie, Psychoonkologie sowie Mund- Kiefer und Gesichtschirurgie teil. Heute sind bei Kopf-Hals-Tumoren die Heilungs- und Überlebenschancen bei Behandlung in einem spezialisierten Kopf-Hals-Tumorzentrum oft sehr gut. Voraussetzung ist, dass der Tumor möglich frühzeitig diagnostiziert, nach modernen Kriterien behandelt und sorgsam nach Therapieende nachkontrolliert wird.

Tumorchirurgie und Wiederherstellung von Form, Ästhetik und Funktion
Die Tumorchirurgie hat das Ziel, den eigentlichen Tumor mit ausreichendem Sicherheitsabstand und mögliche Tumorstreuungen z.B. im Sinne von Halslymphknotenmetastasen sicher zu entfernen. Der dadurch entstandene Gewebedefekt kann je nach Lage entweder primär oder durch plastische Rekonstruktion mit einem lokalen oder regionalen Lappen (Gewebetransplantat) oder mit einem freien mikrovaskulären Lappen z.B. vom Unterarm oder Bein rekonstruiert werden. Dabei geht es nicht nur um eine funktionell und ästhetisch zufriedenstellende Rekonstruktion der Defekte, sondern auch um die Sicherung vitaler Lebensfunktionen wie Atmen, Schlucken und Sprechen. Für die Gewebeübertragung ist es wichtig, dass das Gewebe ausreichend durchblutet wird, da es sonst am Empfängerort (zum Beispiel in der Mundhöhle oder im Pharynx) nicht einheilen kann. Deshalb müssen größere Gewebetransplantate immer an ein versorgendes Blutgefäß angeschlossen sein. Hierfür gibt es hochspezialisierte Operationsmethoden, die vollumfänglich in unserem Zentrum für plastisch-rekonstruktive Kopf-Hals-Chirurgie angeboten werden und bei Bedarf zum Einsatz kommen.

Larynxkarzinom

  • minimal-invasive mikrochirurgische Tumorresektion wie z.B. Laserchirurgie bei kleinen bis mittelgroßen Tumoren (T1-2)
  • Tumorresektion über einen Zugang von außen
  • Laryngektomie (Kehlkopfentfernung) bei größeren Tumoren (T3-4)
  • Rekonstruktive Verfahren (lokale Lappenplastik, mikrovaskuläre Transplantate) wenn erforderlich

Mundhöhlen- und Pharynxkarzinom

  • Tumorresektion je nach Bedarf konventionell mit Laser, Radiofrequenz oder elektrochirurgisch
  • Minimal invasive Techniken
  • Größere Tumorresektionen erfordern meist lokoregionäre Lappenplastiken oder mikrovaskuläre Transplantate

Speicheldrüsenkarzinom

  • Totale Parotidektomie/Submamdibulektomie (komplette Entfernung der Ohr-, Unterkieferspeicheldrüse) mit Erhalt des Gesichtsnerven (Nervus Fazialis) computerunterstützt durch Monitoring des Nerven. Je nach Ausdehnung des Tumorbefalles kann auch die Entfernung der Nerven erforderlich werden.
  • Verfahren der Nervenrekonstruktion und ästhetischen Chirurgie stehen im Bedarfsfall zur Wiederherstellung zur Verfügung.
  • Rekonstruktive Verfahren (lokale Lappenplastik, mikrovaskuläre Transplantate) wenn erforderlich

Nasen- und Nasennebenhöhlenkarzinom

  • Tumorentfernung endoskopisch transnasal oder über einen Zugang von außen bei größeren Tumorstadien.
  • Rekonstruktive Verfahren (lokale Lappenplastik, mikrovaskuläre Transplantate) wenn erforderlich

Bösartige Tumoren der Haut im Kopf-Halsbereich

  • Tumorresektion und plastisch-ästhetische Wiederherstellung mittels lokalen, regionalen oder freien Transplantaten

Bösartige Tumoren des Halses

  • In Abhängigkeit der Ausdehnung minimal invasive Operationstechniken zur Entfernung der befallenen Halsstrukturen unter Schonung von Nerven und Gefäßen des Halses.

Schilddrüsenkarzinome

  • Schilddrüsenentfernung mit Entfernung der betroffenen Halslymphknoten
  • Kooperation mit der Chirurgischen und Medizinischen Klinik.

Oberkiefer/Unterkieferkarzinom

  • Chirurgische Resektion mit Rekonstruktion mit lokalen, gestielten oder mikrovaskulären Transplantaten
  • Behandlung in Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner der Mund-Kiefer Gesichtschirurgie

Bestrahlung und Chemotherapie
Bei fortgeschrittenen Tumorstadien ist häufig eine kombinierte Therapie erforderlich, um den Tumor zu kontrollieren. Hierzu werden individuelle, nicht operative Therapiekonzepte für jeden Patienten erstellt bzw. als Ergänzung zur Operation erarbeitet. Hierfür stehen uns modernste Strahlentherapeutische Techniken (inklusiv i-MRT) gegebenenfalls kombiniert mit einer Chemotherapie zur Verfügung. In unserem onkologischen Tumorzentrum können individuelle chemotherapeutische Behandlungspläne ergänzt werden. Darüber hinaus stehen uns auch spezifische Antikörper für eine individualisierte, patientenspezifische Tumortherapie zur Verfügung.

Tumornachsorge
Die Nachsorge erfolgt nach festgelegten Standards der HNO und Deutschen Krebsgesellschaft mit den mitbehandelnden niedergelassenen HNO-Ärzten. Nachsorgepässe werden allen Tumorpatienten ausgehändigt und gelten als jederzeit greifbare Dokumentation der Nachsorge sowie als Informationstransport zwischen den unterschiedlichen Ärzten.