Leber­tumor­zentrum

Unser Leber­tumor­zentrum besteht aus mehreren eng zusammen­arbeitenden Fach­abteilungen und Kooperations­partnern, die auf die Diagnostik und Therapie von Leber­tumoren und in der Leber wachsenden Metastasen spezialisiert sind.

Diagnostik + Versorgung

Bösartige Lebertumore sollten immer vollständig entfernt werden. Dies erfolgt zumeist mittels einer Operation. Da die Leber ein lebenswichtiges Organ darstellt, kann jedoch immer nur ein Teil der Leber entfernt werden, da es ansonsten zu einem Leberversagen kommt. Bei einer nicht vorgeschädigten Leber können hierbei bis zu 70% des Lebergewebes entfernt werden. Im Falle einer vorbestehenden Leberzirrhose oder von zu ausgedehnten Tumoren kann eine Operation unmöglich sein. Dann kommen interventionelle Verfahren der Radiologie und Gastroenterologie zum Einsatz, welche Tumore mittels eines Chemotherapeutikums embolisieren oder mittels Radiofrequenzablation „verkochen“ können. Beide Verfahren bieten wir am EVK an. Bei lokal nicht zu therapierenden Tumoren kommt teils auch eine alleinige Chemotherapie zum Einsatz.

Die frühzeitige Erkennung und die richtige Einschätzung eines Tumors, insbesondere ob ein gutartiger oder bösartiger Tumor vorliegt, ist von größter Bedeutung für die richtige Behandlung. Hierzu stehen uns am EVK alle derzeit existierenden Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Mittels Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT), welche jeweils mit spezifischen Kontrastmitteln die verschiedenen Lebertumoren unterscheiden können, werden die Tumore exakt in ihrer Größe, Lage und Anzahl bestimmt. Die Endosonographie (= Ultraschall vom Darminneren aus), die Endoskopische Retrograde Cholangiographie (ERC, eine Röntgendarstellung der Gallewege) und die Cholangioskopie (= Spiegelung der Gallenwege von innen mittels einer ultradünnen Kamera) werden eingesetzt, um die in den Gallengängen gelegenen Tumore exakt darzustellen und beurteilen zu können. Biopsien werden hierbei entnommen, um bösartige Tumore von gutartigen Tumoren oder Entzündungen abgrenzen zu können. Bei starker Gelbsucht, welche durch einen tumorbedingten Galleaufstau entstanden ist, ist es häufig notwendig, die Gallenflüssigkeit mittels eingebrachter Kunststoff- oder Metallröhrchen, sogenannte Stents, wieder in den Darm oder über die Haut nach außen abzuleiten. Dies kann sowohl vor einer geplanten Operationen notwendig sein oder auch als dauerhafte Therapie des Gallestaus. Mehr Informationen zu den einzelnen diagnostischen und endoskopischen Verfahren finden Sie auf den Seiten der Medizinischen Klinik und der Radiologischen Klinik .

Wenn immer möglich werden Lebertumore, aber auch Lebermetastasen von Dickdarm, Mastdarm und anderen Organen mittels Operation entfernt. Bei kleinen und oberflächlich gelegenen Tumoren kommen hierbei Leber schonende Keilresektionen zum Einsatz, bei größeren oder in der Lebermitte gelegenen Tumoren ist oftmals die Entfernung von mehreren Lebersegmenten oder einer Leberhälfte, eine sogenannte Hemihepatektomie, notwendig. Solch ausgedehnte Leberresektionen sind möglich, weil gesundes Lebergewebe wieder nachwachsen und regenerieren kann.

Bei ungünstiger Lage von Tumoren in der Leber Mitte, wie z.B. bei den Klatskintumoren, oder im Falle von multiplen Lebermetastasen in beiden Leberhälften, kommen auch sogenannte erweiterte oder mehrzeitige Leberresektionen zum Einsatz. Hierbei wird oft mehr als die Hälfte der Leber entfernt. Das Risiko von solch ausgedehnten Operationen ist, dass der verbleibende gesunde Leberrest nicht ausreichend ist, und ein lebensgefährliches Leberversagen entstehen kann. Um dies zu verhindern, stehen verschiedene Operations- und Interventionsverfahren zur Verfügung. Im Falle von mehreren Lebermetastasen können diese in mehreren Einzeloperationen, oftmals kombiniert mit lokalen Verödungsverfahren (z.B. Radiofrequenzablation) entfernt werden. Bei Klatskintumoren kommt meist eine radiologische Embolisation von Pfortaderästen der erkrankten Leberseite zum Einsatz, um die verbleibende gesunde Seite schon vor der eigentlichen Operation zum Wachsen anzuregen (siehe Abbildung 1) und somit das postoperative Risiko zu minimieren.

Abbildung 1:

3 Abbildungen Leber CT

Bild links: Zentraler Lebertumor (Klatskin, blau umrandet) und kleiner links lateraler Leberlappen (rot umrandet)

Bild Mitte: Gewachsener links lateraler Leberlappen 4 Wochen nach Pfortaderembolisation rechts

Bild rechts: Restleber 1,5 Jahre nach erweiterter Hemihepatektomie rechts

Mit dem in-situ Lebersplitverfahren (ALPPS) wird dieses Leberwachstum durch eine inkomplette Durchtrennung der Leber im Rahmen einer ersten Operation durchgeführt, um nach ca. 7-10 Tagen in der zweiten Operation, der Komplettierungsoperation, die erkrankte Leberseite selbst zu entfernen (siehe Abbildung 2). Die Abbildungen zeigen CT-Aufnahmen von am EVK behandelten Patienten und zeigen die eindrucksvolle Wachstumsmöglichkeit der Restleber im Verlauf der einzelnen Behandlungsschritte.

Abbildung 2:

3 Abbildungen Leber CT

Bild links: zentral sitzender Tumor (intrahepatische CCC, blau umrandet) mit Infiltration der Gallengangsgabel und kleiner links lateraler Leberlappen (rot umrandet).

Bild Mitte: Gewachsener links lateraler Leberlappen 7 Tage nach inkomplett durchtrennter Leber (ALPPS Teil 1)

Bild rechts: Restleber 3 Monate nach Komplettierungsoperation i.S. einer erweiterten Hemihepatektomie rechts

Nach einer Operation schließt sich zumeist eine Chemotherapie an, um sogenannte zirkulierende Tumorzellen abzutöten und um die Gesamtprognose zu verbessern. Chemotherapien führen wir in unserem Onkologischen MVZ oder auch stationär am EVK durch. Im Rahmen der ganzheitlichen Therapie bieten wir hier auch Therapien aus dem Bereich der Naturheilkunde an.