Magen­krebs­zentrum

Unser Magenkrebszentrum, welches durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert ist, ist das einzige in der Region Düsseldorf und am Niederrhein. Sowohl gut- als auch bösartige Tumore werden durch unser interdisziplinäres Team nach neuestem Wissensstand und unter Anwendung modernster Technik diagnostiziert und behandelt.

Erkrankungen + Therapie

Die Behandlung von gut- und bösartigen Magentumoren und von Reflux ist ein interdisziplinärer Schwerpunkt des Evangelischen Krankenhauses in Düsseldorf.
Alle Erkrankungen des Magens werden in enger Zusammenarbeit der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie (Chefarzt Prof. Dr. Werner Hartwig) mit der Medizinischen Klinik (Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Torsten Beyna), deren Endoskopie als „Center of Excellence“ der World Endoscopy Organization anerkannt ist, der Radiologischen Klinik (Chefarzt Prof. Dr. Thomas Lauenstein) und dem Onkologischen MVZ (Leiter Dr. Henning Bredenfeld) behandelt.

Bösartige Magentumore

Bei Magenkrebs (Magenkarzinom) handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der von der Magenschleimhaut ausgeht. Der Tumor wächst zunächst in der Magenwand, kann in einem fortgeschrittenen Stadium aber in benachbarte Organe einwachsen oder auch Absiedlungen in angrenzenden Lymphknoten oder Organen (sogenannte Fernmetastasen) bilden. Am häufigsten sind hierbei das Bauchfell (Peritonealkarzinose) und die Leber und Lunge (Leber- und Lungenmetastasen) betroffen. Einen Sonderfall bei Frauen stellen Abtropfmetastasen in den Eierstöcken dar, sogenannte Krukenbergtumore.

Die Zahl der Magenkarzinomneuerkrankungen ist den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Jedoch zählt das Magenkarzinom weltweit weiterhin zu den häufigsten Tumorerkrankungen. Die Beschwerden bei Magenkrebs sind in der Regel unspezifisch, wie z.B. Schmerzen im Oberbauch, Gewichtsverlust, Übelkeit oder Erbrechen. Auch kann eine Abneigung gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln auftreten (z.B. Fleisch). Ernst zu nehmende Warnsignale sind das Erbrechen von Blut oder das Auftreten von schwarzem Stuhl, sogenannter Teerstuhl. Bei Auftreten dieser Symptome sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann möglicherweise auch eine Blutarmut erkennen.

Die Entstehung von Magenkrebs ist multifaktoriell. Studien legen nahe, dass stark gesalzene und gepökelte Gerichte sowie ein häufiger Verzehr von gegrillten oder geräucherten Speisen das Entstehen von Magenkrebs begünstigen, während frisches Obst und Gemüse einen vorbeugenden Effekt haben. Rauchen, chronische Entzündungen der Magenschleimhaut, insbesondere wenn sie durch das Bakterium Helicobacter pylori verursacht werden, Magenpolypen, und der Zustand nach einer früheren Magenoperation stellen Risikofaktoren für ein Margenkarzinom dar. Auch genetische bzw. erbliche Veränderungen konnten als Auslöser identifiziert werden. So sehen wir in selten Fällen auch Magenkarzinome bei sehr jungen Patienten, die eine entsprechende familiäre Häufung aufweisen.

Bei Verdacht auf einen Magentumor sollte Ihr Hausarzt eine Magenspiegelung (Gastroskopie) anordnen. Gewebeproben, die im Rahmen der Magenspiegelung entnommen werden, dienen der exakten Einordnung der Tumorform. Mittels einer endoskopischen Ultraschalluntersuchung (Endosonografie) wird die Ausdehnung des Tumors in der Magenwand und eine mögliche Metastasierung in die umgebenden Lymphknoten ermittelt. Mithilfe der Computertomografie (CT) wird abgeklärt, ob der Tumor in andere Organe (Bauchfell, Leber, Lunge) gestreut hat. Die Tumorausdehnung bestimmt den weiteren Behandlungsverlauf.

Oberflächlich wachsende Tumoren ohne Hinweis auf Lymphknotenmetastasierung können endoskopisch bei uns durch eine sogenannte endoskopische Submukosadissektion (ESD) entfernt werden. Die Gastroenterologie am EVK ist hierfür ein international renommiertes Zentrum und bekommt überregionale Patientenzuweisungen. Bei fortgeschritteneren Tumoren ist eine Operation, ggf. in Kombination mit einer Chemotherapie vor (neoadjuvant) und/oder nach (adjuvant) der Operation, notwendig. In wöchentlichen Tumorboardkonferenzen entscheidet ein interdisziplinäres Ärzteteam über die bestmögliche und erfolgversprechendste individualisierte Behandlungsform. Im Fall einer Operation wird der Magen, je nach Lage des Tumors, teilweise oder vollständig entfernt. Bei Tumoren, die am Übergang von Speiseröhre und Magen lokalisiert sind, muss auch ein Teil der Speiseröhre mitentfernt werden (siehe auch Speiseröhrenkrebszentrum). Es erfolgt grundsätzlich eine radikale Entfernung der umgebenden Lymphknoten (sogenannte DII Lymphadenektomie), da Lymphknoten Filterstationen von Tumorzellen darstellen. Generell ist die Lebensqualität nach einer Operation gut. Allerdings müssen mehrmals am Tag kleinere Mahlzeiten eingenommen werden, und es kann zu einem Gewichtsverlust von ca. 10% kommen. Eine begleitende oder alleinige Chemotherapie wird durchgeführt, um im Blut zirkulierende Tumorzellen abzutöten bzw. um Organmetastasen zu behandeln. Dies erfolgt über unsere Onkologen am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) oder in enger Kooperation mit den heimatnahen Onkologen. In der Regel ist die Chemotherapie gut verträglich und führt bei einem Großteil der Patienten zu einer Tumorverkleinerung.

Gastrointestinaler Stromatumor

Bei gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) handelt es sich um Weichgewebetumoren (Sarkome) des Magen-Darm-Traktes. Diese Tumorart tritt relativ selten auf, entsteht meist um das 60-ste Lebensjahr und betrifft häufiger Männer als Frauen. Die meisten GIST-Tumore treten im Magen auf und werden oft zufällig bei einer Magen- oder Darmspiegelung entdeckt. Ähnlich wie beim Magenkarzinom sind die Beschwerden sehr uncharakteristisch.

GIST-Tumore unterscheiden nach ihrer Zellteilungsrate. Je höher die Zellteilungsrate ist, desto aggressiver und damit bösartiger ist das Wachstum des Tumors. In GIST-Tumoren findet sich vermehrt ein besonderes Eiweißmolekül, der sogenannte KIT-Rezeptor. Ist der Rezeptor verändert, führt dies zu einer dauerhaften Aktivierung des Tyrosinkinase Enzyms, welches die Zellen zu einem ungehemmten Zellwachstum anregt und so zu Bösartigkeit führen kann.

Die Diagnostik bei Verdacht auf einen GIST-Tumor entspricht der anderen Magentumoren (siehe auch bösartige Magentumore). Magenspiegelung (Gastroskopie) und endoskopischer Ultraschall (Endosonographie) mit Entnahme einer Gewebeprobe, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) dienen der exakten Tumortypisierung und der Ausbreitungsdiagnostik.

Die Behandlung von GIST-Tumoren richtet sich nach deren Größe und Ausbreitung. Primäres Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen. Dies kann endoskopisch mittels Vollwandresektion oder mittels laparoskopischer oder offener Operation erfolgen. Die Art der Resektionstechnik ist abhängig von der Lokalisation, der Größe und Ausbreitung des Tumors. Oftmals ist eine schonende laparoskopische Magenteilentfernung (sogenannte laparoskopsiche Magenwedgeresektion) ausreichend. Bei Patienten mit großen oder organüberschreitend wachsenden Tumoren ist begleitend zur Operation eine medikamentöse Behandlung mittels sogenannten Tyrosinkinaseinhibitoren sinnvoll (ähnlich einer Chemotherapie). In wöchentlichen Tumorboardkonferenzen entscheidet ein interdisziplinäres Ärzteteam über die bestmögliche und erfolgversprechendste individualisierte Behandlungsform. Lässt sich der Tumor vollständig entfernen, so ist die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Heilung relativ hoch. Zur Rezidivprophylaxe werden, abhängig von der Mutationsanalyse, spezifische Tyrosinkinaseinhibitoren eingesetzt.

Reflux

Unter Gastroösophagealem Reflux, auch GERD genannt, bezeichnet man den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Hierdurch kommt es zu Sodbrennen. Bei dauerhaftem Reflux infolge eines Zwerchfellbruchs (Hiatushernie) oder einer Muskelschwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels kommt es zu einer Entzündung der unteren Speiseröhre (Refluxösophagitis). Dies kann im weiteren Verlauf zum Barrettösophagus und in seltenen Fällen zu einem Barrett-Karzinom führen.

Bei der Abklärung von Sodbrennen nimmt die Magenspiegelung (Endoskopie), welche durch einen niedergelassenen Gastroenterologen oder durch unsere Kollegen der Inneren Medizin durchgeführt wird, eine entscheidende Rolle ein. Hier können sowohl auslösende Ursachen (z.B. Hiatushernie) als auch Schleimhautveränderungen der Speiseröhre (z.B. Ösophagitis, Barrett-Schleimhaut) identifiziert und Gewebeproben entnommen werden. Mittels einer 24- Stunden pH-Metrie quantifiziert man den Rückfluss von saurem Magensekret in die Speiseröhre. Eine Manometrie misst den Druck in der Speiseröhre während des Schluckaktes.

Die Behandlung des Reflux besteht primär in einer Ernährungsoptimierung (fett- und zuckerarme Nahrung, Vermeidung später Mahlzeiten), Gewichtsreduktion, Verzicht von Alkohol und Nikotin und einer medikamentösen Therapie (Säureblocker). Bei dauerhaften Beschwerden trotz medikamentöser Therapie oder bei Medikamentennebenwirkungen kommen Anti-Reflux Operationen zum Einsatz. Hierbei wird der häufig bestehende Zwerchfellbruch durch eine Zwerchfellnaht (Hiatoplastik) eingeengt, zusätzlich wird eine Magenmanschette (Fundoplikatio) gebildet, um die Abdichtung des Magens zur Speiseröhre hin zu erzielen. Hierbei kommen bei uns patienten- und befundadaptiert sowohl die 270° Hemifundoplikatio (Toupet-Verfahren) als auch die 360° Nissen Fundoplikatio zum Einsatz. Diese Operationen werden hoch standardisiert in minimal invasiver Technik (laparoskopisch, sogenannte Schlüssellochtechnik) durch speziell ausgebildete Operateure durchgeführt. Nur in Ausnahmefällen wird zur Stabilisierung der Zwerchfellnaht (Hiatoplastik) ein Kunststoffnetz implantiert. Nach der Operation dürfen Sie rasch trinken; festes Essen darf nach wenigen Tagen wieder zu sich genommen werden.